Digitale Ökologie? – Ein Essay zum Verhältnis von Digitalisierung und Ökologie

Irgendwas mit Umwelt, vielleicht auch mit Umweltschutz, nennen wir es ‚Ökologie‘.
Irgendwas mit Medien, vielleicht mit digitalen, nennen wir es ‚digital‘.

So in etwa erscheint der sich intensivierende Diskurs um eine digitale Ökologie. Doch die Verwendung dieses Begriffspaars ist inhaltlich irreführend. Warum dem so ist, soll hier beschrieben werden. Aber nicht bevor betont wurde, dass der inhaltliche Diskurs um die Themen Digitalisierung und Ökologie und die systematische Zusammenführung dahinterliegender Konzepte dringend notwendig sind und mich die Intensivierung des Diskurses aus wissenschaftlicher und persönlicher Sicht erfreut. Beginnen wir zunächst mit einer differenzierten Begriffsbestimmung.

Was ist unter Ökologie zu verstehen?

Ökologie  ist die „Wissenschaft von den Beziehungen der Organismen untereinander und mit ihrer Umwelt“ [i]. Der etymologische Ursprung verweist auf ein größeres zusammenhängendes System, denn Ökologie stammt vom griechischen Wörtern oikos (für Haus ) und logos (für Lehre)[ii]. Es geht um das Zusammenleben aller Lebewesen ‚in einem Haus‘ sowie um die jeweiligen Wechselbeziehungen untereinander und zur Umwelt. Gelegentlich ist auch vom ‚ungestörten Haushalt der Natur‘ die Rede; also von einem System des Zusammenlebens, in das weitgehend nicht eingegriffen wurde bzw. wird. Letztlich hat der Begriff Ökologie bereits gegen 1866 unter Ernst Haeckel (Biologe) eine ergänzende Bedeutung als Beschreibung des „Kampfes ums Dasein“ und „vom Haushalt der Natur“ erhalten und wurde für Diskurse um Klima- und Umweltschutz relevant.

Als wissenschaftliche Disziplin kann die Ökologie in Untergruppen eingeteilt werden, die sich „nach dem Ausgangspunkt der Betrachtung“[iii] richten: Stellt man etwa einen Einzelorganismus in das Zentrum bewegt man sich im Kontext der „Autökologie“. Steht eine Population im Fokus, handelt es sich um eine „Populationsökologie“, die fließend in die „Synökologie“ übergeht, die sich auf eine Lebensgemeinschaft konzentriert und die schließlich in die „Lehre vom Gesamthaushalt der Natur“, also der „Ökologie“ übergeht. Zusätzlich kann die Ökologie nach Großlebensräumen (terrestrische Ökologie, Limnologie, Ozeanographie), in Organismengruppen (z.B. Parasitologie) sowie nach der vorherrschenden Methodik (z.B. angewandte, theoretische, experimentelle Ökologie) unterschieden werden[iv]. Die Erforschung dieser Kontexte kann jeweils einen historischen, zukunftsorientiert-visionierenden und – bezogen auf den Naturschutz –kritischen Blick einnehmen.

Was ist unter ‚digital‘ zu verstehen?

Mit digital ist – auf den kleinsten gemeinsamen Nenner gebracht – gemeint, dass etwas durch einen binären Code von 0 und 1 darstellbar und in einzelnen Schritten berechnet bzw. erarbeitet werden kann. ‚Digital‘ verweist auf das lateinische Wort ‚digitus‘ für Finger. „Die digitale Kultur beruht auf dem zählenden Finger“[v]. Der Begriff der Digitalisierung verweist mit dem Suffix -ung auf einen Veränderungsprozess von – etwas vereinfacht formuliert – Analogem zu Digitalem. Die Digitalisierung bildet alles Bisherige, alle bisherigen vielfältigen Darstellungsformen, alle „unterschiedlichen Materialien (Film, Foto etc.) des Visuellen“ in zwei Ziffern ab und vereinheitlicht diese[vi]. Dabei sei hinzuzufügen, dass die Digitalisierung alleine, nicht jenes Transformationspotential entfalten könnte, wie es die Digitalisierung unter Einbezug des beinahe flächendeckend zugänglichen Internets[vii] und entsprechender Hardware erlaubt. Es geht also nicht um eine oberflächliche Veränderung und nicht um eine Zunahme der Nutzung digitaler Medien. Es geht vielmehr um „ein[en] durch technologische Entwicklungen getriebene[n] bzw. ermöglichte[n] Transformationsprozess […], der weitreichende strategische, organisatorische sowie soziokulturelle Veränderungen mit sich bringt“[viii]. Dabei ist der binäre Code nicht nur eine Übersetzung von Welt in 0 und 1. Der Code selbst hat eine „tiefgreifende Wirkmacht auf moderne Gesellschaften […], indem er bestimmte Optionen vorsieht und andere Möglichkeiten dafür ausschließt“[ix]. Der Code bestimmt „Wahrnehmungsweisen“ bzw. stellt der Code „selbst eine genuine Wahrnehmungswiese dar […], die paradigmatisch auf anderer Wahrnehmungsweisen wirkt“. Das menschliche Unvermögen außerhalb einer digitalen Darstellbarkeit wahrzunehmen und zu erkennen ist kein neues Postulat. Das findet sich bereits bei Lyotard[x], der davon ausgeht, dass nur mehr jenes Wissen Gültigkeit hat, welches via digitaler Technologie abbildbar ist. Dies kann man ergänzen: Der Code bestimmt unsere Wahrnehmungsweise der Welt, der Umwelt, des Planeten Erde. So beruhen unsere Vorstellungen von Klima und Klimawandel auf algorithmische Berechnungen[xi].

Und nun?

Oftmals ist das Argument zu hören wir bräuchten eine möglichst klare, leicht verständliche ja vielleicht sogar plakative Begriffsverwendung um Resonanz in der Bevölkerung und bei (politischen) Entscheidungsträgern zu erwirken, letztlich auch um Gelder zu lukrieren. Doch auch hier ist Vorsicht und Differenziertheit geboten. Denn, mit Blick auf den Terminus „digitale Bildung“ kann man erkennen, wie ein Terminus seinen Weg schlägt und sprichwörtlich als losgelassenes Pferd nicht mehr zu zähmen ist: Bildung ist immer ein individueller Transformationsprozess einer Person durch Erfahrungen in der Welt. Daher kann Bildung durch mediale Inhalte angeregt werden oder – wenn institutionell – über digitale Medien organisiert werden. Vielleicht ist der Inhalt eines solchen formellen Prozesses gar die Entwicklung von Kompetenzen im Umgang mit digitalen Medien; gleichwohl wird Bildung damit niemals ‚digital‘. Klar und deutlich: Bildung ist nicht digital.

Dies sei bei der Verwendung des Begriffspaares „digitale Ökologie“ zu bedenken: In der Logik der oben genannten Wortdefinitionen könnte das „digitale“ etwa eine Eingrenzung im Sinne eines methodischen Zugangs sein: Es ginge bspw. dann um eine Ökologie, die mit digitalen Werkzeugen erforscht oder – positiv formuliert – mit digitalen Hilfsmitteln erst sichtbar wird. Im Kontext der Klimaforschung etwa bedenken Chun[xii] und Franzen[xiii] kritisch, dass unser Vorstellung von Klima und der Entwicklung des Klimas in Zukunft rein auf digital berechnete Modelle basiert, die äußerst fehleranfällig sind. Digitale Werkzeuge prägen unsere Weltsicht maßgeblich. Durch den computerbasierten Blick auf die Welt fehle uns nach Klein aber zunehmend die Fähigkeit die kleinen Dinge der Natur und mögliche kleine lokale, klimabedingte Veränderungen zu beobachten: Ein bestehendes Problem ist jenes, dass die heutige Gesellschaft mobil geworden ist und die Beobachtung eines Ortes dadurch erschwert ist.

„Der Klimawandel ist ortsbezogen, wir aber befinden uns überall zugleich. Das Problem besteht aber nicht nur in unserer schnelle Fortbewegung, sondern auch darin, dass sich der Klimawandel lokal im Kleinen bemerkbar macht, in der vorzeitigen Blüte einer bestimmten Blume, in einer ungewöhnlich dünnen Eisdecke auf dem See, in einem Ahornbaum, in dem kein Saft mehr fließt, in der späten Ankunft eines Zugvogels. Um diese subtilen Veränderungen wahrzunehmen, müssen wir eng mit dem jeweiligen Ökosystem verbunden sein. Zu dieser Art der Vertrautheit kommt es nur dann, wenn wir einen Ort – nicht nur als Szenerie, sondern auch als Lebensbasis – von Grund auf kennen und wenn dieses Wissen in heiliger Pflicht von einer Generation an die nächste weitergegeben wird.“ [xiv]

Letztlich verweist die Wortkomposition „Digitale Ökologie“ aber nicht auf das, auf was es verweisen möchte: Nämlich auf ein Bewusstsein, dass die Digitalisierung respektive die Entwicklung, Herstellung, Nutzung und Entsorgung digitaler Technologie enormen Einfluss auf das ökologische Zusammenspiel von Mensch, Lebewesen und unbelebte Umwelt hat. Aber: Die Ökologie ist nicht digital.

Oder doch? Ist die Ökologie doch digital?

Abschließend sei noch ein weiterer Gedanken in den Raum gestellt: Ist die Ökologie, also das Zusammenleben von Mensch, anderen Lebewesen und nicht lebender Umwelt nicht immer schon ‚digital‘, im Sinne einer binären Logik folgend: Leben oder Tod; Wasser oder nicht Wasser; Nahrung und keine Nahrung; Fressen oder gefressen werden…?


[i] Schaefer, M. (2012). Wörterbuch der Ökologie (5. neu bearbeitete und erweiterte Auflage.). Spektrum Akademischer Verlag. http://dx.doi.org/10.1007/978-3-8274-2562-1, S.198

[ii] Duden. (o. J.). Ökologie. Bibliographisches Institut GmbH. Abgerufen 5. Februar 2020, von https://www.duden.de/rechtschreibung/Oekologie

[iii] Schaefer, M. (2012). Wörterbuch der Ökologie (5. neu bearbeitete und erweiterte Auflage.). Spektrum Akademischer Verlag. http://dx.doi.org/10.1007/978-3-8274-2562-1, S.198

[iv] Schaefer, M. (2012). Wörterbuch der Ökologie (5. neu bearbeitete und erweiterte Auflage.). Spektrum Akademischer Verlag. http://dx.doi.org/10.1007/978-3-8274-2562-1, S.198

[v] Han, B.-C. (2013). Im Schwarm. Ansichten des Digitalen (4. unveränderte Auflage). Matthes uns Seitz., S.50

[vi] Faßler, M. (2009). Nach der Gesellschaft: Infogene Welten, anthropologische Zukünfte. Wilhelm Fink., S.211

[vii] Meyen, M. (2009). Medialisierung. Medien & Kommunikationswissenschaft, 57(1), 23–38. https://doi.org/10.5771/1615-634x-2009-1-23 , S.25

[viii] Petry, T. (2019). Digital Leadership: Erfolgreiches Führen in Zeiten der Digital Economy (2. Auflage 2019). Haufe., 22.

[ix] Jörissen, B., & Verständig, D. (2017). Code, Software und Subjekt. Zur Relevanz der Critial Software Studies für eine nicht-reduktionistisches Verständnis „digitaler Bildung“. In R. Biermann & D. Verständig (Hrsg.), Das umkämpfte Netz. Macht- und medienbildungstheoretische Analysen zum Digitalen (S. 37–50). Springer VS.

[x] Lyotard, J.-F. (1979). Das postmoderne Wissen: Ein Bericht (O. Pfersmann, Übers.; 7., ü.a. Aufl.). Passagen Verlag (2012).

[xi] Chun, W. H. K. (2015). On Hypo-Real Models or Global Climate Change: A Challenge for the Humanities. Critical Inquiry, 41(3), 675–703.

[xii]Chun, W. H. K. (2015). On Hypo-Real Models or Global Climate Change: A Challenge for the Humanities. Critical Inquiry, 41(3), 675–703.

[xiii]  Franzen, J. (2020). Wann hören wir auf, uns etwas vorzumachen? Rowohlt.

[xiv] Klein, N. (2019). Warum nur ein Green New Deal unseren Planeten retten kann. Hoffmann und Campe, 142.

2020… was kommt, was war, was ist

2020! Das wird ein fantastisches Jahr! Da bin ich mir sicher! Jedenfalls stehen die Zeichen dafür im Moment recht gut… Hier eine kleine Vorschau, Umschau, Nachschau.

Öha! Öha! Öha!

Das vergangene Jahr war durch die intensive Arbeit am Projekt ÖHA! Sensibilisierung zu einem ökologisch-nachhaltigen Medienhandeln gekennzeichnet. Auch wenn ein solches Projekt viel Energie braucht, macht es großen Spaß und bringt Freude. Insbesondere ist es für mich eine neue Erfahrung aushalten zu müssen, dass Entwicklung einfach Zeit braucht und man darauf vertrauen muss, dass sich schon etwas gutes entwickeln wird.

Übrigens:  SAVE THE DATE, 27.04.2020 ab 18:00, ZOOM Kindermuseum

Wir planen eine Diskussionsveranstaltung inkl. Vorträgen, die erste Einblicke in die Ergebnisse des Projekts ÖHA! bieten soll sowie viel Zeit und Raum zum diskutieren, ausprobieren, denken, sich vernetzen usw. – Alle Interessierten sind willkommen. Nähere Infos folgen noch.

Mission Future?

Wie sollen wir uns auf die Zukunft vorbereiten? Was ist dahingehend aus Perspektive von Bildung, Gesundheit, Mobilität und Umwelt relevant? – Diesen Fragen stellen sich junge clevere Köpfe im Rahmen der Mission Future von A1. Ich freue mich, das ich als Mentorin für Bildungsfragen dabei sein darf.

Coming up!

Ich freue mich 2020 gleich bei drei Veranstaltungen als Keynote-Speakerin angefragt worden zu sein.

Dialogveranstaltung der ADA (Austrian Development Agency) zum Thema „Digitalisierung und Globales Lernen“

Dienstag, 25. Februar 2020, 11:30-16:00 Uhr
C3-Centrum für Internationale Entwicklung in Wien (1090 Wien, Sensengasse)
Mehr Infos folgen demnächst.

Keynote „Wider die Effizienz und her mit dem Überfluss. Über ein zeitgemäßes Bildungsverständnis im Kontext der Digitalisierung“ im Rahmen des eFuture-Days Tirol

Donnerstag, 23. April 2020
Grillhof Vill, Innsbruck
Das Abstract gibt es übrigens HIER nachzulesen. – Entlang von sozio-kulturellen Entwicklungen werde ich ebschreiben, warum mehr Freiräume für Kreativität, Tentativit und kritischen Diskurs notwendig sind.

Keynote zum Thema „Digitalisierung und Globales Lernen“ bei der Bundesfachtung Globales Lernen

5.-7. November 2020
Pädagogische Hochschule Wien
Mehr Infos folgen.

Was zum weitersagen, -hören, -lesen, denken

Regelrecht verschlungen – (sagt man das bei Podcast-Folgen so?) – habe ich die Podcast-Folge Brauchen wir neue Helden? der Sternstunde Philosophie. Dabei diskutiet der Philosoph Dieter Thomä über seinBuch „Warum Demokratien Helden brauchen“ (Ullstein, 2019) gemeinsam mit der Soziologin Cornelia Koppetsch (über ihr aktuelles Buch „Die Gesellschaft des Zorns – Rechtspopulismus im globalen Zeitalter“, Transcript 2019, ohne weiter nachgelesen zu haben: zu dem Buch gibt es Plagiatsvorwürfe). Die Diskussion ist durchaus kontrovers und hat in mir ein neues, durchaus kritisches Bild von Held*innen gezeichnet und mich – entlang der Argumentation von Cornelia Koppetsch – über das Verhältnis vom neoliberalistisch konnotierten Ruf nach Flexibilität und der Möglichkeit von Kontroversität, Subversivität und tatsächlicher Individualität.

Es war n´büsschen was los, wa? – Jo, a bissl weniga datats ah.

Ja, ich geb es zu. Die Regelmäßigkeit meiner Updates lässt zu wünschen übrig. Aber es tut sich  auch so viel. Was das alles war, soll hier kurz und knapp angeführt werden:

ÖHA!, Öko, Österreich

Ich habe ja bereits an unterschiedlicher Stelle davon berichtet, dass ich mich zunehmend mit Fragen ökologischer Implementierung digitaler Technologie und der Rolle der Medienpädagogik dabei auseinandersetze. Dazu gibt es im Moment mein Herzensprojekt ÖHA! – Ökologisch-nachhaltiges Medienhandeln in Schule und darüber hinaus der PH Wien. Hierbei sind wir einerseits am Sammeln unterschiedlichen Materials sowie an der „Übersetzung“ von wissenschaftlichen Erkenntnissen für Lehr-Lernszenarien für die Primarstufe und die Sekundarstufe I.

Zusätzlich intensiviert sich der Austausch zum Thema Ökologie, Umweltschutz und Medienbildung und mehr Institutionen beschäftigen sich mit diesen und verwandten Fragen. Dies ist könnte auf die generell intensivierte Auseinandersetzung mit Fragen des Umwelt- und Klimaschutzes und auf Initiativen wie „Friedays for Future“ zurückgeführt werden. So fand zu diesem Thema Mitte September 2019 etwa das Treffen des Wissenschaftlichen Beirats von saferinternet.at u.a. mit Vertreter*innen vom Umweltbundesamt und Greenpeace statt. Hier gilt es m.E. Synergien zwischen den einzelnen Aktivitäten zu finden und gemeinsam an einem – transdisziplinären – Strang zu ziehen.

Medienbildung und Informatische Grundbildung?

Vom 17. bis 20.09.2019 fand an der PH Oberösterreich der ÖFEB-Kongress 2019 unter dem Titel „Vermessen? Zum Verhältnis von Bildungsforschung, Bildungspolitik und Bildungspraxis“ statt. Ich war beim Symposium „Informatisches Denken versus|oder|und Medienbildung. Vom vereinfachten Kompetenzdenken zu empirischen Hürden“ mit Erich Schönbächler, Gerhard Brandhofer (PH NÖ) und Josef Buchner (Universität Duisburg Essen)  dabei.

Ziel des Symposiums war es das Verhältnis von Medienbildung und Informatischer Grundbildung insbesondere aus wissenschaftlich-theoretischer und pädagogisch-praktischer Perspektive zu diskutieren. Ich durfte einen Vortrat mit dem Titel „Vom Hier und Dort. Oder ein systematischer Versuch der Verbindung von Informatischer Grundbildung und Medienbildung“ halten. Erich Schönbächler hat an Hand einiger Roboter berichtet, wir er diese von der Elementarpädagogik, über die Primarstufe bis in die Sekundarstufe I einsetzt. Im Anschluss durfte ich gemeinsam mit Erich die Frage der Verbindung der theoretischen Bezüge zur Praxis in der Schule oder Elementarpädagogik diskutieren.

Juhu, ich bin im Vorstand der Sektion Medienpädagogik der ÖFEB

Ich freue mich seit Mitte September 2019 für mindestens zwei Jahre gemeinsam mit Alessandro Barberie (Universität Wien) und Josef Buchner (Universität Duisburg Essen) den Vorstand der Sektion Medienpädagogik der ÖFEB bilden zu dürfen. Diese ehrenwerte Aufgabe haben wir von Christian Berger und Thomas Strasser, beide PH Wien übernommen. Unser Ziel ist neben der verantwortungsvollen Weiterführung der Sektion insbesondere eine stärkere Förderung des medienpädagogischen Nachwuchses in Wissenschaft und Forschung sowie die Öffnung der Sektion auch gegenüber eher technologischeren und/oder didaktischen Zugängen. Zusätzlich wollen wir die Vernetzungen mit anderen, ähnlichen Sektionen ausbauen. Und es wird  neue Informationskanäle geben, u.a. wurde bereits ein eigener Twitter-Account eingerichtet.

Lesen und am Sofa liegen

Herbst ist. Zeit sich gemütlich mit einer Tasse Tee (ja, es darf auch mal ein Rotwein o.ä. sein) aufs Sofa zu legen und die eine oder andere Lektüre zu verschlingen. Ich hätte da ein paar Vorschläge, die mich in der letzten Zeit sehr inspiriert haben. Ganz nach dem Motto: Lies es oder lass es,  meine Empfehlungen sind:

Zu Ökologie, Kreislaufwirtschaft: Braungart, M.; McDonough, W. (2014). Cradle to Cradle: Einfach intelligent produzieren. München Berlin Zürich: Piper Taschenbuch.

  • eröffnet neue Perspektiven auf vieldiskutierte und  wenig thematisierte Themen im Kontext Ökologie, Umweltschutz usw.
  • inspirierend, leicht zu lesen
  • wissenschaftlich UND anschaulich
  • Was hat ein Kirschbaum mit Kreislaufwirtschaft zu tun?

Zum Verhältnis von Medienbildung, Informatik und Schulpädagogik: Schmid, U.;  Gärtig-Daugs, A. (2018). Notwendigkeit der Integration elementarinformatischer Lerneinheiten in den Vor- und Grundschulunterricht. MedienPädagogik, 31, 78–106. https://doi.org/10.21240/mpaed/31/2018.03.29.X

  • beschreibt unaufgeregt, ohne „Platzhirsch“-Gehabe das Verhältnis von Medienbildung, Informatik und Schulpädagogik
  • konkrete Anregungen für Lehr-Lernszenarien von der Elementarpädagogik, über die Primarstufe und auch für das Lehramtsstudium mit Bezug zur Medienbildung

Ein bisschen was von mir: In den letzten Monaten sind auch einige Texte aus meiner Feder veröffentlicht worden. Ich möchte hier drei  zur Diskussion stellen:

  • Grünberger, N. (2019). Praxisnah, theoriegeleitet und kritisch-reflexiv. Medienimpulse, 57(3). https://doi.org/10.21243/mi-03-19-15
  • Grünberger, N. (2019). Fragmentiert und Fluide? Eine Skizze zu Bildungsprozessen entlang tiefgreifender Medialisierungsprozesse. In M. Oberlechner; R. Schneider (Hrsg.), Fluidität.Bildet. Baden-Baden: Nomos-Verlag.
  • Grünberger, N.; eBauer, R. (2019). Nachhaltigkeit? Handlungsfelder auf dem Weg zu einer ökologisch-verantwortlichen Mediennutzung an Hochschulen. Synergien. Fachmagazin für Digitalisierung in der Lehre, #7, Nachhaltige Digitalisierung oder digitale Nachhaltigkeit (in der Lehre), 76–79. Abgerufen von https://www.synergie.uni-hamburg.de/de/media/ausgabe07/synergie07-beitrag17-gruenberger-bauer.pdf

Neue Ästhetik, neue Gedanken: Die Änderungsschreiberei im neuen Design

Schon einige Zeit war ich mit dem Design der „Änderungsschreiberei“ unzufrieden. Wohl deswegen, weil der Blog ein Begleitprojekt meiner Promotionsphase war und diese Phase seit einigen Monaten endgültig abgeschlossen ist. Neue, andere Projekte stehen ins Haus. Neue, andere thematische Schwerpunkte haben sich nach und nach herauskristallisiert. Neue Gedanken brauchen neues Design. „Neue Ästhetik, neue Gedanken: Die Änderungsschreiberei im neuen Design“ weiterlesen

Mediatisierung, Digitalisierung, Medien, Mensch: Bremer Stadtmusikanten

Ja, ihr habt recht, ich habe hier schon lange nichts mehr geschrieben. – Eine Begründung hierzu folgt noch zeitnah. Nur so viel: Die Begründung ist jetzt 9,5 Monate alt und heißt Alma. Dieser Begründung möchte ich den folgenden aktuellen Beitrag vorziehen. „Mediatisierung, Digitalisierung, Medien, Mensch: Bremer Stadtmusikanten“ weiterlesen

Nachlese: Medienpädagogik in der Volksschule

Dass Medienpädagogik und der Einsatz digitaler Medien auch im Primarstufenbereich Relevanz hat ist wohl unstrittig. Der offenen Fragen und der Formulierung von spezifischen Chancen und Herausforderungen von (digitaler) Medienbildung ist die Tagung „Medienpädagogik in der Volksschule“ vom 23. Bis 24.5.2017 an der PH Salzburg aus unterschiedlichen Perspektiven nachgegangen. „Nachlese: Medienpädagogik in der Volksschule“ weiterlesen

Das Verschwinden des treuen Begleiters von Bildung in der Gegenwart

Kulturelle Entwicklungen haben die Eigenheit sich langsam und behutsam in unser Leben einzuschleichen, um nach einiger Zeit, wenn selbst die Industrie und die breite Öffentlichkeit davon Wind bekommen hat wie ein Gigolo laut zurufen: „Hei, ich bin da! Du willst und kannst nicht ohne mich.“ Manche kulturelle Bereiche zieren sich wie eine Diva, dies auch wirklich zu glauben und brauchen mehr Überzeugungskraft als andere. Eine solche Diva ist Bildung respektive das Bildungssystem. Und einer dieser etwas lautstarken Gigolos sind digitale Medien; – oder das was in der Thematisierung von Mediatisierung und Digitalisierung jeweils aufs Neue in den Fokus gerückt und mit einem neuen, schillernden Begriff bezeichnet wird. „Das Verschwinden des treuen Begleiters von Bildung in der Gegenwart“ weiterlesen

Hurra, die Diss ist da!

„Grinsend wie ein frisch lackiertes Hutschpferd freue ich mich wie ein Keks.“

Diese Verquickung zweier Redewendungen verbindet sprachlich zwei Nationen, zwei Regionen, zwei Sprachfamilien und durchaus zwei Mentalitäten, die mich in den vergangenen Jahren maßgeblich geprägt haben. Diese beiden Topographien waren mir (temporäre) Heimaten und – ganz pathetisch formuliert – Wiegen meiner Gedanken. Jener Gedanken, die ich in durchaus mühsamer Arbeit in meiner Dissertation „Bildung reloaded. Zu einem zusammenhängenden Ganzen verwebt habe.

Nun sind diese Gedanken offiziell zugänglich und – wie gesagt – ich freue mich sehr und grinse ‚wie ein frisch lackiertes Hutschpferd’.
Meine Dissertation ist über diesen Link frei verfügbar.
Das Abstract ist am Ende dieses Beitrags. Und wer sich nach dem traurigen Tod von Zygmunt Bauman mit diesem gerade jetzt auseinandersetzen möchte;  – er spielt eine zentrale Rolle in meinen Überlegungen.

Wem die Lektüre mit einem gedruckten und gebundenen Buch mehr behagt, muss sich noch etwas gedulden. Eine Veröffentlichung in gedruckter Version ist unter innsbruck university press bis Mitte des Jahres geplant.

Schönes Wochenende und hoffentlich spannende Lektüre.

Abstract Deutsch:

Bildung findet im Heute, mit Bezug auf Vergangenheit und Zukunft statt. Bildungskonzepte, die der jeweiligen Historizität zu entsprechen suchen unabhängig ob Bildung als individuelle Transformation von Selbst- und Weltverhältnissen oder als institutionell vorgegebener Prozess verstanden , dürfen aktuelle Gesellschaftsdiagnosen und antizipierte Entwicklungstendenzen nicht unberücksichtigt lassen. Gegenwärtige Lebensbedingungen sind von Pluralisierung, Beschleunigung und nicht zuletzt von einer Mediatisierung und Technologisierung geprägt. Mediatisierung ist hier als grundlegend mediale Präfigurierung aller Lebensbereiche zu verstehen. Nicht selten wird auf Basis genannter Lebensbedingungen für die Gegenwart eine Krise diagnostiziert. Ein Bildungsverständnis, das auf aufklärerisch-humanistische Motive zurückgreift, wie es gegenwärtig häufig noch der Fall ist, hat sich für postmoderne Lebensbedingungen als nicht entsprechend erwiesen. Die beschriebenen sozio-kulturellen Entwicklungen erfordern ein Überdenken und Nachjustieren des bisherigen Bildungsverständnisses. Ausgehend von Beschreibungen sozio-kultureller Bedingungen, die in postmoderner und poststrukturalistischer Tradition stehen, hat die vorliegende Studie Implikationen für eine Vergegenwärtigung des Bildungsverständnisses erarbeitet. Die dabei eingenommene historisch-hermeneutische hat sich im darauffolgenden Schritt um eine kritisch-konstruktive Perspektive erweitert: Drei vieldiskutierte pädagogische Konzepte (von Hans-Christoph Koller, Wolfgang Klafki sowie Benjamin Jörissen und Winfried Marotzki) wurden im Hinblick auf die erarbeiteten Implikationen analysiert. Nach und nach konnten so durch ein deduktives ‚Herausschürfen‘ sozio-kultureller Implikationen für die Pädagogik weitreichende Anschlussmöglichkeiten für eine Vielzahl pädagogischer Handlungsfelder eröffnet werden. Als wesentliche Erkenntnis hat sich gezeigt, dass neue, mediale Darstellungsformate ebenso neue reflexiv-tentative, explorativ-spielerische Verhandlungsformen von Selbst- und Weltverhältnissen ermöglichen. Solche spielerischen, bisherige Handlungsspielräume erweiternden Modi haben sich angesichts einer von Kontingenzen und Ambivalenzen geprägten Lebenswelt als mögliche Antwort auf gegenwärtige und antizipierte zukünftige Herausforderungen erwiesen. Diese Beispiele verweisen auf ein breites Spektrum sozio-kultureller Implikationen für ein Neudenken von Bildung, für das die vorliegende Studie Leitaspekte formuliert.

Abstract Englisch:

According to Zygmunt Bauman education as we know it is ‚in trouble‘. Facing sociocultural changes of the last decades the idea of education in a humanistic tradition is not appropriate anymore. Corresponding to that, this paper outlines main sociocultural implications of the present age for education in a first step. A discussion of Jean-François Lyotard’s ‚postmodernity‘, Zygmunt Bauman’s ‚liquid modernity‘ and Manfred Faßler’s ‚Communities of Projects‘ in a modern time of mediatization and therefor by following a postmodern tradition was done to identify main implications for education by means of a historic-hermeneutic analysis. The idea of mediatization implicates not only an increase of digital media in everyday life, but a general mediatic determination of all parts of our life. In a second step this set of pedagogical implications got used as criteria for a critical reception of three educational concepts, which on the one hand are wildly used and discussed in the german-speaking pedagogical discipline and are aiming to be historical appropriate on the other hand. These are the theory of transformative education (‚Bildung‘) by Hans-Christoph Koller, a concept of general didactics by Wolfgang Klafki and the concept of media education by Benjamin Jörissen and Winfried Marotzki. In this analysis a wide range of challenges for a present idea of education got outlined: The ability for flexibility, as an example, turned out to be an ideal accomplishment of the fundamental pluralization and acceleration of the present life. As an answer to the heterogeneity of life forms and of social relationships in the junction of an online and offline world, in consequence of the fundamental process of mediatization, the use of new technology and innovative modes of medial forms of self-representation and -articulation in a playful, tentative and explorative way was pointed out. By considering sociocultural challenges of the present and theoretical ideas of education for a life characterized by a fundamental mediatization, this approach describes the main issues to be considered by re-thinking education for the present.

 

„Open“ als aktueller Schlüsselbegriff von Forschung und Bildung und was das mit Whisky Sour zu tun hat – Ein etwas anderer Rückblick auf die GMW 2016

Die folgende Kurzerzählung rahmt meine Eindrücke von der und weiterführenden Überlegungen im Anschluss an die 24. Jahrestagung der Gesellschaft für Medien in der Wissenschaft (GMW) vom 29.08.-01.09.206 an der Universität Innsbruck.
Im Sinne eines „offenen“ Gedanken- und Wissensaustauschs sind die folgenden Überlegungen nicht gänzlich durchdrungen, argumentativ begründet, theoretisch hergeleitet und/oder empirisch geprüft. Es handelt sich vielmehr um vage Überlegungen, deren Weiterspinnen ich – gerne auch in Gesellschaft – weiterverfolgen möchte.


Ich sitze im Zug.
Innsbruck Hauptbahnhof nach Wien Hauptbahnhof.
Bis zur Grenze nach Deutschland bin ich komisch aufgekratzt, unruhig, nervös.
Ich würde gerne arbeiten; das war ja auch mein Plan: ein paar Mails abarbeiten, Gedanken formulieren, Texte von meiner schon viel zu langen Leseliste lesen, Fragestellungen formulieren, Präsentationen finalisieren.
Schließlich fahre ich vier Stunden. Da soll schon was weitergehen.

Langsam aber doch werde ich immer müder.
Der Schlaf überrollt mich. Tja, was soll ich sagen: Ein paar längere Abende und ich mach schon schlapp. Ich gehöre halt doch nicht mehr zu den ganz Jungen. Oder anders: Wir werden doch alle älter.
Der Schlaf ist kurz und traumlos.
Energiebringend und beruhigend.

Doch dann – es muss kurz vor Salzburg sein, denn mein Smartphone gibt mir den Tarif für die Auslandsnutzung bekannt – wache ich abrupt auf und es schießt mir vor mein imaginäres Auge; ich sehe es groß wie eine Leuchtreklame:… „„Open“ als aktueller Schlüsselbegriff von Forschung und Bildung und was das mit Whisky Sour zu tun hat – Ein etwas anderer Rückblick auf die GMW 2016“ weiterlesen